Abstract: Claudine Moulin
Martinus LutheR D – Zur Sprach- und Kulturgeschichte einer Unterschrift
Der Vortrag befasst sich mit den mannigfaltigen Wandlungen der Unterschrift Martin Luthers in autographen Dokumenten wie etwa Briefen und Widmungen. Die Varianten der Unterschrift Luthers werden sowohl diachronisch auf verschiedenen sprachsystematischen Ebenen als auch aus dem Blickwinkel der äußeren Sprachgeschichte, insbesondere im Hinblick auf ihre textsortenspezifische Wirkmächtigkeit und auratische Ausstrahlung untersucht. Letztere Erscheinung schlägt sich im paratextuellen Zusammenhang in eigenhändigen Bucheinträgen, vornehmlich Widmungen in Lutherbibeln, nieder, die bereits kurz nach Luthers Tod durch Wegbegleiter wie Johannes Aurifaber und Georg Rörer gesammelt und veröffentlicht wurden. Diese mit einem Medialitätswechsel verbundene Praxis führt unter anderem zu einem der größten Fälscherskandale des 19. Jahrhunderts und trägt auch letztlich zur Fetischisierung des lutherischen Schriftzuges in heutiger Zeit bei.
Literatur
- Claudine Moulin (1990): Der Majuskelgebrauch in Luthers deutschen Briefen (1517–1546). Heidelberg.
- Claudine Moulin (2016): Martinus Luther – Singularisierung, Fetisch und Marke. In: Rößler, Hole (Hg.): Luthermania. Ansichten einer Kultfigur, Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 99, Wolfenbüttel, 130-133.
- Jürgen Udolph (2016): Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther: Warum änderte Martin Luther seinen Namen? Heidelberg.