Abstract: Helmut Glück
Luther in Livland und die lettische Bibel des Ernst Glück
Livland gehört zu den Ländern, in denen sich die lutherische Reformation früh ausbreitete. Luther schickte 1524 eine Exegese zu Psalm 127 nach Riga, um diesen Prozess zu unterstützen. Die Städte Liv- und Estlands gingen im Gottesdienst rasch zum Niederdeutschen übrig; 1533 beschloss ein Landtag in Wolmar eine lutherische Kirchenordnung. Erste „un-deutsche“ (d.h. lettische) Predigten sind in Riga schon seit 1525 bezeugt, doch erreichte die Reformation die nichtdeutsche Bevölkerung nur in den Städten. 1586 erschien in Königsberg das dreibändige Lettische Handbuch (Enchiridion), das Luthers Kleinen Katechismus auf Lettisch enthielt, weiterhin die Undeudsche(n) Psalmen und geistliche(n) Lieder oder Gesenge sowie eine Perikopensammlung. Der Pfarrer Georg Mancelius (1593-1654) brachte 1654 in Riga die Lettische lang-gewünschte Postill zum Druck; von ihm stammt auch das erste lettische Wörterbuch. Die erste vollständige Übersetzung der Bibel ins Lettische durch (Johann) Ernst Glück (1653–1705) wurde zwischen 1682 und 1689 angefertigt und 1685 (NT) und 1689 (AT in drei Bänden) in Riga gedruckt, aber erst 1694 zur Verteilung freigegeben. Glück schuf ein Volksschulwesen auf dem Lande und gründete in Marienburg (lett. Alūksne) eine Art Lehrerseminar; beides ging im Nordischen Krieg (1700-1721) weitgehend unter.
Der Vortrag wird sich auf die Rolle des Pfarrers und Schulmannes Ernst Glück bei der Übersetzung und Verbreitung des Evangeliums einerseits, der Grundbildung in der Muttersprache andererseits unter den „Undeutschen“ Livlands konzentrieren.